Schule und Chancen:

Schule ist dazu da, Kinder auf das Leben vorzubereiten, und zwar so, dass alle eine gute Chance haben, eben dieses Leben selbstbestimmt zu führen. Theoretisch.
Dass das in der Realität leider nicht so ist und das (deutsche) Schulsystem Chancenungleichheiten sogar eher verstärkt, als sie auszugleichen, hat unter anderem der Soziologe Aladin El-Mafaalani in seinen Forschungen ziemlich gut belegt. Ich empfehle allen Menschen, die sich irgendwie mit Schule oder "sozialen" Ungleichheiten (Klassismus und ähnlichen Diskriminierungsformen) befassen, sich die Ausführungen von El-Mafaalani mal anzuhören. Er kann das nämlich tatsächlich auch alles sehr gut vermitteln.
Man findet auf youtube einige Videos von Vorträgen und Interviews von ihm, zum Beispiel dieses 3h lange Interview bei jung&naiv, das sich auch bei spotify findet und so gut beim Haushalt machen oder Spazierengehen hören lässt.
Wem die drei Stunden zu lang sind, der findet hier einen  einstündigen Vortrag unter der Überschrift  "Armut und Begabung". Hier werden auch seine wichtigsten Erkenntnisse zum gleichen Thema erklärt. Super wichtig und super interessant.
Und wer lieber liest: El-Mafaalani hat das ganze auch für nicht-Soziolog*innen in Buchform herausgebracht, unter dem Titel "Mythos Bildung" (kiwi-Verlag).

Wem das alles zu nüchtern und wissenschaftlich ist, der möchte sich vielleicht dieses Video von act e.V., (ein im weiteren Sinne theaterpädagogischer Verein aus Berlin) ansehen. Hier wird ein ähnliches Thema aus einem ganz anderen, viel visiönäreren Blickwinkel betrachtet. In der Arbeit des Vereins geht es auch zentral um Selbstbestimmung und Selbstermächtigung, und zwar über erlebte und gelebte Demokratie. Die vornehmlich jugendlichen Spielenden bekommen zunehmend die Kompetenzen und das Wissen vermittelt, wie gute, faire Führung funktioniert. In dem Video werden einige junge Menschen portaitiert, die lange als Spieler*innen bei act. e.V. waren und nun beginnen, selbst Verantwortung für Gruppen zu übernehmen. Der Film begleitet sie dabei, wie sie an sich selbst arbeiten, um für ihre Gruppen ein gutes Gegenüber zu sein und stellt gleichzeitig die Frage, warum Schule eben nicht über eine faire Demokratie auf Augenhöhe funktioniert (funktionieren will), sondern bisher noch immer über zu erfüllende Standards.
Die Arbeit von Maike Plath - Mitbegründerin des Vereins und Entwicklerin des diesem zu Grunde liegenden Konzeptes - verfolge ich schon lange und einige Teile ihres Ansatzes sind inzwischen auch fester Bestandteil meiner eigenen theaterpädagogischen Arbeit.

Das Bild aus der Beitrags-Vorschau ist ein Screenshot aus dem oben verlinkten Video von act e.V.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0